Mittwoch, 10. Oktober 2012

Höhlenmenschen

Ich kann es nicht mehr hören: Wir sollen als Privatmenschen Energie sparen, den CO2-Ausstoß verringern und das ganze auch noch mit der Umlage zur Förderung von erneuerbaren Energien (EEG-Umlage) teuer bezahlen, während die Industrie sich aus der Verantwortung ziehen kann.

Ich bin renitent: Ich kaufe bei ebay verbotene konventionelle 100-Wattglühbirnen, mein PC läuft den ganzen Tag und ich werde ganz bestimmt nicht andauernd alle Stecker aus der Steckdose ziehen, um für ein paar Cent Standby-Strom zu sparen (übrigens ein Paradebeispiel dafür, wie dämlich derartige Auflistungen sein können: schon mal überlegt, was mit einem Anrufbeantworter passiert, wenn Sie den Standby-Strom sparen wollen?). Ach ja: ich fahre ein Auto - kein sparsames, kein kleines, eins das mir Freude macht.

Es sollte sich doch auch bis in den letzten Winkel herumgesprochen haben, daß die Energiesparlampe eine einzige Lüge ist: Die Herstellung kostet mehr Energie, Der Müll ist dank Quecksilber hochgiftiger Sondermüll und sparen wird man mit einer Lampe erst dann, wenn diese mehrere Stunden am Stück leuchtet. Die angeblich lange Lebenszeit ist nämlich nur dann vorhanden, wenn sie nicht oft ein- und ausgeschaltet wird. Also in Werkshallen, Büroräumen oder bei der Außenbeleuchtungen durchaus sinnvoll - im Privathaushalt ganz und gar nicht! Das häufige Schalten kann die Funzel nämlich gar nicht leiden und geht dann schneller kaputt als jede Billigbirne - und hat mehr in der Anschaffung gekostet und erfordert auch noch eine energiereiche Entsorgung (zum Sondermüll bringen!). Und das eine Energiesparlampe mit der Zeit an Helligkeit verliert (bei gleichbleibender Stromaufnahme) sagt die Industrie auch nicht, wenn sie vollmundig den Verbraucher belügt und ihr Mantra betet "Eine gute Energiesparlampe leuchtet mindestens so lange wie 10 konventionelle Glühbirnen."

Und jetzt sollen auch noch mehr oder weniger selbsternannte Energieberater mich informieren? Wiedereinmal wird Steuergeld auf der einen Seite zum Fenster hinausgeschmissen, um an anderer Stelle (weniger) zu sparen. Genügt es nicht, daß man das ganze permanent als "News" im Fernsehen aufgetischt bekommt? Als ob irgendwer das noch nicht schon mehrmals gesehen hätte.

Dabei wäre es doch so einfach: Wenn alle Bundesbürger Stanbystrom sparen würden, könnte man doch angeblich 1,5 bis 2 Kernkraftwerke sparen. Wieviel kann man dann erst sparen, wenn wir alle noch mehr Lemminge spielen und kollektiv Selbstmord begehen? Das wäre mal effektvolle Energiepolitik: 100 % aller Energie einsparen, den CO2-Ausstoß (bis auf die Faulgase bei der Verwesung - aber die könnte ja eine andere Nation für ihre Biogasanlagen nutzen - oder besser noch gleich für Soylent Green) auf Null fahren - alles toll.

Es ist übrigens eine Halbwahrheit, daß man auch nur ein einziges Kraftwerk einsparen könnte: Die Kraftwerke sind nämlich für die Grundlast notwendig. Wenn man die 1-2 Kraftwerke abschaffen würde, würde der Fernseher nämlich weiter dunkel bleiben, wenn man ihn dann anschaltet, da nicht mehr genügend Strom für alle da ist. Man könnte höchstens ein paar Windräder und Solarpanels abschaffen - aber das will sicher keiner laut sagen, wo wir mit den kostentreibenden Dingern gerade erst anfangen unsere Landschaft zu pflastern - mit Steuergeldern subventioniert, da nicht von sich aus tragfähig, wie die Pleitewelle gerade erst deutlich zeigte.

Wer wirklich was für die Umwelt tun will, sollte sich ernsthaft mal mit dem Einsatz von Wasserstoff beschäftigen.

Der Kragen platzt mir dann aber, wenn mal wieder ein Fernsehbericht läuft und der "Energieberater" der Reporterin inbrünstig erklärt, daß es "virtuelles Wasser" (7:38) gibt und ihr (und natürlich primär dem Zuschauer) ein schlechtes Gewissen einredet, wenn er damit dann selbst das Kaffeetrinken madig macht.

Also für mich ist es jetzt klar: Leben ist Luxus den wir uns nicht mehr leisten können. Am besten, wir ziehen alle wieder in unsere Höhlen zurück und pflücken Beeren (aber nicht zu viele). Für mich ist das nichts: Ich will den Alltag wenigstens ein wenig Genießen und nicht permanent ein schlechtes Gewissen haben. Ich bin konsequent und spare jetzt 100 %: Tschüß!

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