Sonntag, 14. April 2013

Monopoly oder Lotto spielen?

McDonald’s veranstaltet mal wieder ihr Monopoly Spiel. Auf den verschiedenen Verpackungen befinden sich unterschiedlich viele Aufkleber, die dann gegen einen Direktgewinn eingetauscht werden können oder von denen mehrere (verschiedene) gesammelt werden müssen, um einen der Hauptgewinne einzustreichen.

Am einfachsten einzulösen sind die Sofortgewinne, die es in Form von "Millionen leckerer McDonald's Produkte" [1] gibt. Also ein Eis, ein Cheesburger usw. Einfach an der Kasse den Sticker abgeben und sich weiter überfressen (Salate oder andere gesunde Sachen gibt's dabei AFAIK nicht). Wieviele es dieser Gewinne gibt, sagt der Burgerbrater nicht.

Dann gibt es an die 106 Millionen von - ich nenne es mal - Scheingewinnen: Gutscheine für Handyverträge, Poster, Erlebnisveranstaltungen, Werkstattgutscheine, Reisevergünstigungen. Diese "Gewinne" sind nur Gutscheine auf einen Rabatt. Also muß ich beim Anbieter ein (überteuertes?) Produkt kaufen, um den Gutschein nutzen zu können. Selbst wenn  nur Versandkosten berechnet werden, ist der Gewinn nicht umsonst und in der Masse ist anzunehmen, daß der Anbieter sogar seinen Verlust gegen Null fahren kann. Mal abgesehen davon, daß er kostenlos an meine kostbaren Daten kommt. Ein Adressenhändler will dafür Geld haben. Bei Lovefilm kann ich (auf den ersten Blick) 45 Tage Filme kostenlos downloaden. Ganz ohne Kosten. Tolles Ding von denen. Wie hoch der reale Wert davon wohl ist? Ich denke, die Lizenzgebühren für die Filme sind für den Anbieter vernachlässigbar, denn er wird kaum welche bezahlen müssen, denn es sind wohl eher ältere Filme, die da angeboten werden und keine Blockbuster. Und der Vertrag mit den Verleihfirmen wird entsprechend ausgestaltet sein. Ach ja: Hinter Lovefilm steckt Amazon. Der zweitgrößte Datenkrake nach Google. Welche Interessen die wohl bei der Gewinnauslobung verfolgen? Und wer nicht aufpaßt, hat am Ende einen Jahresvertrag für irgendwas an der Backe, sollte der Vertrag aus dem Gewinn nicht rechtzeitig gekündigt werden.

Rechnen wir diesen ganzen "Müll" mal von den Gewinnen ab, bleiben 5.190 echte Preise (vom Kleingewinn chinesischen Elektromülls bis hin zu Autos und Weltraumflug - wobei vermutlich nur der billigere Flug auf 61 km verlost wird, was streng genommen noch Erdatmosphäre und nicht Weltraum ist, aber so genau sind die Preise bei McDonald's und den Partnern alle nicht beschrieben).

So kommen wir zum Thema: 2011 Tag fanden "durchschnittlich mehr als 2,76 Millionen Gäste den Weg in die Restaurants" [2]. Die Aktion läuft 35 Tage [3]. Gehen wir davon aus, daß sich die Besucherzahlen von 2011 in 2013 nicht verschlechtert haben (während der Spielzeit sind sie vermutlich eher sogar höher), dann haben 5.286,6 Millionen Menschen sich etwas beim MäcDoof gekauft. Es ist natürlich schwer zu bestimmen, wieviele Sticker dabei in Umlauf kommen. Je nach Menü gibt es irgendwas zwischen drei und neun Stickern. Aber ich setzte die Rechnung mal ganz vortielhaft an: Jeder Kunde kauft nur einen Softdrink mit drei Stickern. Wobei einer davon für die dämlichen Scheingewinne abgeht. Verbleiben also 10,6 Milliarden Sticker, die einen Gewinn bedeuten können. Die Rechnung ist eigentlich noch etwas komplizierter, denn man muß ja mehrere Sticker sammeln (ganze "Straßen" etc.). Aber gehen wir mal davon aus, daß jeder dieser Sticker einem der Hauptgewinne entspricht, denn die meisten Sticker sind die millionenfach in Umlauf gebrachten uninteressanten Straßen und die findet man meistens als Abfall auf den Tabletts in den Abräumwagen. Vom Kauf vermeintlich seltener Straßen bei ebay und Co sollte man übrigens die Finger lassen. Die Chance auf einen Gewinn stehen damit also 1:0,000.000.981.727. Das bedeutet, die Chance auf einen Gewinn stehen nur ein wenig besser als beim Lottospiel mit 6 Richtigen und richtiger Superzahl und 0,000.000.715.11 % Gewinnwahrscheinlichkeit, bei einem Einsatz von knapp 2 Euro für den Spielschein. Ohne die Superzahl stehen die Chancen sogar deutlich besser bei 0,000.006.436.0 % und das bedeutet im Schnitt ein Gewinn von 466.127,20 € und nicht nur ein billiger Kopfhörer oder Lautsprecher. In Wirklichkeit sind die Gewinnchancen bei Mäc natürlich noch wesentlich schlechter, denn auch die Kunden aus Österreich und Luxemburg spielen mit und es werden sicherlich mehr Sticker unter das Volk gebracht, als nur die auf einer Cola.

Von Betrug bei MacDonald's Monopoly kann man also sicher nicht sprechen, denn es gibt ja was zu Gewinnen. Ob man die meisten Preise haben will? Wohl eher nicht. Ob die meisten (Schein-) Preise eingelöst werden? Unwahrscheinlich. Ob das Gewinnspiel die Fettleibigkeit steigert? Mit Sicherheit. Ob viele Kunden durch das Spiel verleitet werden und nicht nur zu viel essen werden, sondern in eine leichte Spielsucht verfallen? Ich glaube schon.


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