Montag, 2. Januar 2023

Die Bahn - enttäuscht

 Das ist keine Neuigkeit.

Aber wieso diesmal? Ich bin gerne Autofahrer aber für eine Tour von Hannover in den Süden offerierte die Bahn ein gutes Angebot: ohne Umsteigen, etwas schneller und (dank der hohen Spritpreise) billiger. Und um es vorweg zu nehmen: Die Hinfahrt war pünktlich und die Rückfahrt auch (nach Bahn-Logik, denn es waren "nur" sieben Minuten Verspätung).

Als nicht routinierter Bahnfahrer erwartet man gewisse Dinge und kennt sich nicht mit allen bahnspezifischen Unzulänglichkeiten aus. 

Es handelt sich um einen IC mit "modernen" Waggons und Elektro­lokomotive. Der Zug wird unterwegs geteilt - das erfährt man erst am Bahnsteig. Die Anzeige am Bahnsteig weist nur nach mehrmaligem Studium und Grübeln darauf hin. Und sie zeigt auch an, wo welcher Zugteil stehen wird. Die Ansage vor der Einfahrt auf Deutsch erzählt aber das genaue Gegenteil. Die auf Englisch dann das, was auch auf dem Display steht. Am Zug gibt es die klassischen Anzeigen für die Waggons mit dem Ziel. Allerdings zeigen alle elektronischen Displays den gleichen Zielbahnhof - und das ist nicht der zu dem ich will, sondern der zu dem die andere Hälfte der Wagen fährt. Also irgendwo erst einmal einsteigen. Auf der Webseite der Bahn finde ich zwar die Wagenreihung und auch den Hinweis auf die Trennung aber ich kann nicht erkennen, welcher Teil wohin fährt. Im Zug gibt es auch noch Displays und dies zeigt mir, das der Wagen, in dem ich gerade bin zum falschen Ziel fährt. Fragen wir doch die Bahnangestellte im Zug. Die sollte es wissen, zückt aber auch hier Diensthandy-Kombi-Teil und zeigt mir die Wagenreihung, bei der aber auch die Ziele der Zugteile zu erkennen sind. Also wieder zurück zum Sitz, ich bin richtig.

Aber sitze ich auch richtig? Ich habe nicht reserviert - das war mir zu teuer bei kalkulierbarem Risiko. Der Zug hat ganz moderne Displays über den Sitzen für die Reservierung. Überall steht "eventuell reserviert" (o. ä.) in Leuchtschrift. Das hilft gar nicht. An den Fenstern gibt es aber noch die Steckplätze für Reservierungskarten in Papierform. Bei einigen stecken Ausdrucke (allerdings auch für die Gegenrichtung), so daß ich denke, diese sind bestimmt reserviert. Im verlauf der Fahrt müssen aber zahlreiche Reisende die Plätze wechseln, weil sie (doch) auf reservierten Plätzen sitzen. Das ist natürlich vor allem für die Familien lästig. Wieso dieses Chaos? Die Bahn nutzt doch tatsächlich noch 3,5"-Disketten für die Einspielung der Reservierungen oder das Personal muß die Daten manuell eingeben. Angeblich soll es auch per Funk möglich sein aber das System scheint, egal in welcher Form, nicht zu funktionieren (auch nicht auf der Rückfahrt) - moderne Zeiten.

So, Laptop raus, Video schauen. Ich habe nur ein billiges Modell und während des zweiten Films meldet sich der Akku. Kein Ding, ich habe mein Netzteil dabei und zwischen jedem Sitz befindet sich eine Steckdose. Im WWW gibt es unendlich viele Seiten, die Besucher darüber informieren, in welchen Zügen es wo Steckdosen gibt - überall im Grunde die gleichen Infos. Aber das die Steckdosen (in der 2. Klasse) nie funktionieren, das sagt keiner. Ich bin nicht der einzige, der gerne Saft hätte, der doch reichlich vorhanden sein könnte und ohne den heute kein Reisender mehr auskommt. 

Lohnt es sich zu bemängeln, daß die Klobrillen einfach eklig und kaputt sind? Kann man die nicht regelmäßig auswechseln?





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen