Sonntag, 13. März 2022

Unnütze Sachspenden (mit einer Liste für sinnvolle Sachspenden)

Gestern habe ich im Rahmen meiner Tätigkeit bei einer staatlichen Hilfsorganisation bei der Sachspendenannahme für DB/Schenker gearbeitet. Es ist löblich, Spenden zu geben und zu sammeln. Vor allem durch diese Firma, die kein Problem mit dem sonst teuren und umständlichen Transport hat.

Traurig ist als erstes, daß die Firma und alle Beteiligten einfach mal wieder nicht in der Lage sind, ihre Aktion zu kommunizieren. An der Hofeinfahrt ein kleines, unscheinbares Schild. Im Webauftritt ein Text irgendwo im Pressebereich (man muß schon wissen, daß man diese Info sucht, bevor man die Info bekommt), während auf der Startseite eine dämliche Animation dazu läuft, wie toll die Firma international tätig ist. Die Stadt Hannover hat die Info auch nur im Pressebereich vergraben. Meine Hilfsorganisation schwieg vollständig.

Bundesarchiv Bild 183-S1207-502, Inhalt eines CARE-Paket
Bundesarchiv, Bild 183-S1207-502 / CC-BY-SA, CC BY-SA 3.0 DE, via Wikimedia Commons

Die Folge: kaum etwas los. Jeder PKW wird gefeiert. Ein LKW mit richtig viel, was die Leute wo anders gesammelt haben (u. a. einen neuen Stromgenerator!) und so den Transport lösen - clever und richtig. Ein 100.000€ Mercedes: Mann am Steuer steigt nicht einmal aus, Frauchen vom Rücksitz übergibt drei Decken und noch irgendwas. Euer ernst? Die Tankfüllung für die Fahrt hat mehr gekostet.

Und was bringen die meisten anderen? Klamotten und Müll. Ja, Klamotten - egal welche - sind unnütz. Schuhe, die nicht gebündelt sind, wer sucht die zusammen? Bei jeder Kleidersammelstelle werden 90% der Spenden aussortiert und zu Textildämmung verarbeitet oder nach Afrika verschickt oder landet in der Wüste. Ja Leute: eure tollen Designerklamotten, abgetragenen Mäntel und gebrauchten Slips will keiner. Transport, Sortierung und Verteilung bindet viel zu viel Ressourcen für keinerlei Nutzen. Und es gibt schon genügend, sollte doch etwas spezielles gebraucht werden. Aber es wird angenommen - weil man will ja helfen - sinnvoll oder nicht.

Dann sind da viele Medikamente. Paracetamol bergeweise: Ein Schmerzmittel für mittlere Schmerzen - wer kümmert sich schon um leichte Schmerzen im Krieg? Nasenspray und Hustensaft: absolut überflüssige Produkte der Wohlstandsgesellschaft. Antibiotika, Insulin, Plasma etc. gebraucht. Aber wer weiß, welchen Temperaturen sie beim Transport ausgesetzt waren? So etwas wird von Spendengeldern direkt von Pharmakonzernen aufgekauft - dazu spendet man Geld. Oder Heftpflaster: Süß, der blutet wie ein Schwein nach einem Bauchschuß, kleben wir ein Kinderpflaster drauf. Und Kratzer und "AuaAua" wird im Krieg keiner ernst nehmen.

Die Liste läßt sich endlos fortsetzen.  

Aber was ist mit einer Liste sinnvoller Dinge? Da gibt es gar keine. Ich finde zumindest keine im Internet. Unnütze Artikel ohne Ende - nichts konkretes. Also habe ich mal selber eine erstellt - als Orientierung ohne Anspruch auf Perfektion. Eine Orientierung kann das CARE-Paket sein. Als Kommentar können ja Ergänzungen etc. abgegeben werden

Grundsatz:

  • Geldspenden sind sinnvoller
  • wenig Volumen bei hohem Gewicht (keine Luft),
  • Stoß-/Bruchfest,
  • lieber No-Name und dafür mehr
  • es geht ums Überleben, nicht um Komfort
  • Frost-/Temperaturunempfindlich
  • lange Haltbarkeit
  • Originalverpackt (nie lose/offen)


Nahrung:

  • DOSEN-Konserven (Wurst, Fleisch, Fisch, Brot, Gemüse, Ravioli, Suppen/Eintopf, kein Glas)
  • Spaghetti (andere Nudeln zu viel Luft)
  • Reis, Linsen, Kichererbsen, Mais, Bohnen
  • Mehl
  • Zucker
  • Margarine (Becher, kein Halbfett, nicht flüssig, nicht Papier)
  • Wasser, Getränke (Plastikflaschen, Pappkarton)
  • Baby-TROCKEN-Nahrung (Milchersatz, kein Glas)


Divers:

  • Verbandsmaterial, steril (Erste-Hilfe-Kasten oder einzeln: Mullbinden/Verbandpäckchen, Einmalhandschuhe, sterile Kompressen, Heftpflaster/Tape, keine Pflaster/Wundschnellverband)
  • Seifen-STÜCKE (nicht flüssig)
  • Damenhygiene
  • Windeln
  • Stromgeneratoren, E-Heizung
  • Taschenlampen mit Ersatzbatterien


Möglich und nett aber nicht wirklich lebensnotwendig

  • Süßigkeiten (Schokolade am besten)
  • Kaffeepulver/Tee (keine Beutel, kein Instant)


Unnütz:

  • Milch
  • Cornflakes, Knäckebrot, Zwieback und ähnliche zerbrechliche "Luft"
  • Brotaufstrich
  • Kinder-Quetschi-Süßgetränke
  • Deo, Shampoo, Zahnpflege, Desinfektion, Rasierer
  • Taschentücher, Klopapier etc.
  • Tiernahrung


Müll:

  • Kleidung, Schuhe, Decken usw.
  • Medikamente
  • Elektrogeräte
  • Haushaltswaren
  • Spielzeug, Plüschtiere usw.


Eine Idee, wie eine Organisation oder größere Gruppe (Schulklasse) helfen kann: Stellt Euch vor einem Supermarkt auf (vorher die Filialleitung fragen oder auf der öffentlichen Straße stehen) und verteilt diese Einkaufsliste. Anschießend bringt die Spenden zu einer seriösen Sammelstelle.

Dienstag, 8. März 2022

Ukraine-Krieg und was mich zur Weißglut bringt

Seit zwei Wochen führt Rußland einen grundlosen Angriffs-Krieg gegen die Ukraine. Ich denke, hauptsächlich, weil Putin sich vor seinem eigenen Volk, seinen Anhängern und seinem eigenen Ego als starker Mann aufspielen will und Feldherr, der einen "letzten verzweifelten Kampf" führt/gewinnt. Alles andere sind vorgeschobene Gründe aus meiner Sicht.

Eine Frage ist, warum ist es dieser Krieg Wert, daß darüber täglich rund um die Uhr medial berichtet wird und bereits rund 67 Millionen Euro (5.3.22) Spenden bei nur einem Spendensammler eingegangen sind. Bei der Aktion Deutschland Hilft erfährt man das nicht. Auch nicht, was sie mit dem Geld bisher für die Ukraine gemacht haben. Nur, daß es dort an vielem fehlt. Die letzte Pressemitteilung ist vom 1.3.22; heute ist der 8.3.22 - erst Mal sammeln und dann...? Andere (ähnliche) Kriege und Konflikte interessieren uns einen feuchten Dreck: Balkan, Syrien... gespendet, 24/7 berichtet, geholfen, Sanktionen? Kaum oder Fehlanzeige. OK. Ukraine ist näher und Rußland ist immer der böse Feind aus dem Osten, der uns bedroht. Und die Flüchtlinge kommen zu uns. Egal.

Was mich ärgert ist, daß ich keine Hilfe oder angemessenen Reaktionen der Politiker sehe. Ja, die Politiker verurteilen es aufs schärfste und fordern Putin auf, den Krieg zu beenden. So ein Schwachsinn. Das interessiert den doch gar nicht, was ihr sagt und er kann gar nicht aufhören. Wie soll er das denn seinen Leuten und seinem Ego erklären? "Hey ich bin selbstreflektiert, habe eingesehen, daß es keine gute Idee war und danke den Politikern im Westen, daß Sie mich so nett darauf hingewiesen haben?" Wohl eher nicht.

Ich sehe auch nicht einen Politiker an der Grenze zu Polen oder der Ukraine. Normalerweise läßt es sich kein Politiker aus der Dritten Reihe nehmen, in ein Krisengebiet zu fahren und sein blödes Gesicht in die Kamera zu halten. Aber diesmal? Weder unser Bundeskanzler noch Bundespräsident noch die Außenministerin sind zu sehen. Sie sind so sehr damit beschäftigt, dämliche Aufforderungen abzugeben, daß sie keine Zeit dazu finden? Vielen würde das aber Mut machen.

Sie überlegen weitere Sanktionen. Die helfen nur sehr langfristig. Aber man hört andauernd, man soll jetzt Energie sparen, das würde ein Zeichen setzen- Wir sparen seit Jahren Energie und sollen immer weiter sparen. Man kann nur begrenzt sparen. Irgendwann hat man nichts mehr zum sparen. Mein Tipp: konsequent sein - hatte ich schon mal. So was ist genauso dämlich, wie zu sagen, wir müssen jetzt mehr auf erneuerbare Energien setzen. Das macht sich vielleicht in 10-20 Jahren bemerkbar. Zudem brauchen wir Gas und Öl nicht nur als Energieträger. Gas wird zu einem großen Anteil auch in der chemischen Industrie benötigt und Öl ist die Grundlage unseres heiß geliebten Kunststoffs, Kosmetika und von Medikamenten. Also: verzichtet auf einfach alles!

Praktisch ist der Krieg aber schon: Endlich können wir unsere Lager mit alten NVA-Waffen leeren, die seit 40 Jahren in den Lagern verrotten und deren Entsorgung zu teuer und gefährlich ist. Auf mehr Krieg will sich keiner einlassen. Ist immerhin Rußland und die haben Atomwaffen. Die USA, England und weitere marschieren sonst überall gerne ein, um sich Rohstoffe zu sichern, den glauben zu verteidigen oder militärische Basen zu sichern. Dumm, daß die Ukraine keine Rohstoffe hat, die Leute eh keinen radikalen Glaubensrichtungen angehören und man schon genug Basen am Schwarzen Meer hat.

Und humanitäre Hilfe? Ich sehe keine staatliche. In allen Berichten wird endlos gezeigt, wie private Helfer sich engagieren: Essen, Decken, Nähe verteilen, Mitfahrgelegenheiten und Wohnraum anbieten. Aber ich sehe nirgends ein massives Aufgebot an professionellen Helfern vom DRK, dem THW, der Caritas usw. Wo sind die? Das THW und das DRK hat je einen LKW mit Hilfsgütern irgendwo hin geschickt. Mehr erfährt man nicht. Ein LKW. Wow. Aldi oder Lidl bekommen jeden Tag einen LKW - pro Filiale geliefert. Was soll da ein LKW einem ganzen Land helfen? Lächerlich. Die helfer versinken in Bürokratie und Selbstbeweihräucherung, was sie alles können aber sie machen nichts. Vermutlich, weil ihnen keiner sagt, sie sollen was machen. In Hannover ist man stolz auf gut 1000 Plätze in einer Messehalle. Sieht schick aus. Aber wieso ist die Halle leer? Gibt es nirgends Leute, die da rein könnten? Es sind 1,5 Millionen auf der Flucht. Die Halle könnte an einem Tag voll sein: Die ÜSTRA (städt. Verkehrsbetriebe fährt mit 20 Bussen an die polnische Grenze - das dauert keine sechs Stunden. Dann steigen je 50 Leute ein und sie fahren zurück. Wo ist das Problem? Muß man wirklich darauf warten, daß die Flüchtlinge einem wie Vieh zugeteilt werden oder von alleine kommen?