Samstag, 1. September 2018

Werden Erzeuger bei Netto Marken-Discount nur bezahlt, wenn der Kunde hilft?

Kochhinterschinken Spitzenqualität für 1 Euro kaufen, essen und auch noch was Gutes tun:

Verpackung von Westfleisch/Netto

Wenn ich diese Packung kaufe, bekommt ein heimischer Erzeuger 10 Cent garantiert. Laut Pressemeldung: "Pro verkauftem Produkt gehen 10 Cent direkt an heimische Erzeuger".

Fangen wir mit Punkt 1 an: Die zehn Cent gehen nicht an den Erzeuger dieses Produktes. Die Pressemeldung betont es immer wieder: "[...] direkt an Landwirte aus der Heimat". Wo diese Heimat liegt und wer diese Landwirte sind, wird nirgends gesagt. Der Landwirt kann also auch ein Discounter-Naher Unternehmer sein, der Massentierhaltung betreibt und minderwertige, genveränderte Lebensmittel aus überzüchteten Tieren produziert. Klar: Auf dem Foto sieht man ein sympathisches Fotomodel mit glücklichem Ferkel. Aber das ist ein Werbefoto und wohl kaum einer der profitierenden Erzeuger. 


Verpackung von Westfleisch/Netto
Schauen wir auf die Rückseite. Dort befindet sich das (alte) Identitätskennzeichen des Herstellers/Erzeugers: DE EV 42 EG (neue ID: NW 86001: die Westfleisch Erkenschwick GmbH. Mit einem Bilanzgewinn von rund 20 Millionen Euro 2017 ist Westfleisch ein Erzeuger, der sicher keine weitere finanzielle Unterstützung durch den Kunden benötigt - aber dank Netto bekommen könnte: Erzeuger und heimisch.
In wie weit damit ein "wichtiger Beitrag für den Erhalt und das Wohlergehen der heimischen Landwirtschaft" geleistet wird, erschließt sich mir nicht. Aber eins steht fest: kein Landwirt, Erzeuger oder gar Groß-Fleichverarbeiter wird je zugeben, daß er nicht das Wohlergehen der heimischen Landwirtschaft und deren Erhalt eintreten wird oder gar diese schädigt.

Auch wenn ich blauäugig glauben sollte, daß Netto wirklich was Gutes tun will und wirklich die 2014 eingenommenen 3,3 Mio. Euro an echte Landwirte auszahlt - immerhin wird das in der Pressemeldung behauptet - auch wenn diese vier Jahre alt ist und nichts mit der o. g. Verpackung aus 2018 zu tun haben muß. Die Frage ist doch: warum ist das notwendig? Bekommen Landwirte von Netto (und dessen Produzenten Westfleisch) andernfalls gar kein Geld für Ihre Produkte? Nur wenn ich diese +10-Cent-Verpackung kaufe, wird der Landwirt für seine Arbeit bezahlt? Und sind die Einkäufer bei Netto so knallharte Verhandler, daß sie die Landwirte derart ausbeuten, daß sie keine fairen Preise zahlen? Also wenn ich ein anderes Produkt bei Netto kaufe, bin ich Teil der Unterjochung von Bauern, die sich gegen das Preisdumping nicht wehren können? Das Preisdumping gibt es. Ich glaube, Netto ist Teil der Machenschaften.
Aber ich denke auch: keiner wird gezwungen, sein Produkt an irgendwen zu einem Preis zu verkaufen, der ihm nicht gefällt. Andernfalls hätten wir mafiöse Verhältnisse. Lieber Bauern: wenn ihr Tiere überzüchtet, Äcker ausbeutet und das alles, um immer mehr immer billiger zu produzieren, müßt ihr euch nicht wundern, wenn das Überangebot zu einem Preisverfall führt. Das nennt sich Marktwirtschaft.

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